Sonntag, 10. Juni 2018

Ohne Titel (von Fjolla Qerimi)

Jemals vom Gegenwind des Lebens gehört? Nein? Die meisten Menschen verstehen so etwas gar nicht, was könnte dich denn so schwächen, dass du nicht mehr leben willst? Was kann dir so einen Stoß geben, dass du zusammenbrichst? Übertreib einfach nicht so.

Ich erwarte manchmal etwas von Menschen, das sie gar nicht schaffen können. Kein Tag vergeht, ohne dass ich darüber nachdenke, einfach aufzugeben, einfach alles loszulassen und aufzuhören zu leben. Bestimmt denkt man sich, warum kämpfst du nicht? Weil ich es schon die ganze Zeit versuche, ich versuche, alles runterzuschlucken und runterzuspielen, als könnte mich nichts aufhalten. Doch auch ich bin ein Mensch, der, wenn er fällt, blutet, doch die Wunden sind in mir und heilen tun sie auch nicht. Natürlich hab ich versucht darüber zu reden, alle sagten, es hilft, natürlich hilft es, wenn du über deine kleinen Probleme redest, doch was, wenn du dein Problem bist? Meine Eltern sind und waren schon immer großartig, haben mich immer wie ihre kleine Prinzessin behandelt und mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen.

Man hat mich mal gefragt, über was ich gerne mehr wüsste. Meine Antwort: Das Leben! Das Leben ist eine Herausforderung, meine Herausforderung. Sie stellt mir Hindernisse, sie schickt Gegenwinde und Schicksalsschläge. Fast jede Woche sterben wichtige Menschen, sie sterben, weil sie mich verlassen und mich betrügen, sie lassen mich fallen, es fühlt sich an, als hätte ich meine Arbeit getan und jetzt braucht mich keiner mehr.

Damals merkte jeder, wenn ich ein falsches Lächeln aufsetzte, doch jetzt bin ich so gut darin geworden, dass es niemand merkt oder es interessiert einfach keinen mehr.

Alles begann mit dem Tod einer wichtigen Person, sie war alles für mich und sie hatte mich einfach verlassen. Wir hatten uns gestritten und sie ging aus der Tür hinaus und kam leider nicht mehr durch die Tür herein. Sie hätte da bleiben sollen, sie hätte meine Worte hören sollen, sie hätte meine Entschuldigungen hören sollen und wissen sollen, dass ich sie brauche. Und dort bin ich verloren.

Doch ich habe nicht vor aufzugeben, das bin ich ihr schuldig.

Und das ist der Gegenwind des Lebens. 


(Fjolla Qerimi, 1BK, VBS Floridsdorf, Wien)