Sonntag, 10. Juni 2018

Durch die Nächte des Lebens (von Duresa Bekteshi)

Unterschiedlicher hätten sie nicht sein können. Sie war dort, er hier. Sie war glücklich, er traurig. Sie waren das perfekte Imperfekt. Sie dachten sie wären gleich, dabei waren es nur Illusionen, die sie sich eingeprägt hatten.

Sie sprachen nie über ihre Gefühle, weil sie Angst hatten, sie nicht erwidern zu können, dabei war das unsinnig. Er war ihr Ein und sie sein Alles. Es waren aber Worte ohne Bedeutung. Irgendwann sagte er ihr, dass sie vieles in seinem Leben eingenommen und auch ersetzt hatte. Bis heute hat sie keine Ahnung, wie er das meinte, denn wenige Wochen später trennten sich ihre Wege. Sie war mal das Beste und Wertvollste in seinem Leben, doch er hat es nie erwidert. Bis heute weiß sie nicht, ob er ihr wirklich so viel bedeutet hat oder das einfach dieser bestimmte Druck war, dass sie es erwidern musste, sonst verliere sie ihn. Und zu diesem Zeitpunkt war er die einzige Person, der sie sich zugewendet hatte. Unterschiedlicher hätten sie ihren Weg nicht weiterführen können. Gegenwind wäre das Wort, dass sie beschreibt.

Aber heute brauchen sie keine Beschreibung mehr.

Heute sind sie die Geschichte.


(Duresa Bekteshi, 6B, AHS Zirkusgasse, Wien)